Mein Kampf in die finanzielle Unabhängigkeit

Veröffentlicht am 8. September 2024 um 09:00

Finanzielle Unabhängigkeit ist eine Lebensvorstellung, die sich wahrscheinlich ein Großteil der Menschheit wünscht. Weniger Arbeiten und mehr ZEIT für das Wesentliche zu haben ist ein großes Privileg, das sich nicht viele erlauben können.

Die Jobangebote sind vielfältig und mittlerweile kann sich jeder in jeder Altersklasse neu entwickeln. Zwar spricht niemand darüber, wie schwer es ist und wie viele daran scheitern, doch uns wird das Gefühl gegeben, dass alles möglich ist. Durch das ständige Vergleichen meinerseits mit anderen habe ich den Mut gefasst, eine neue berufliche Richtung einzuschlagen. Doch mit dieser Entscheidung machte ich mich finanziell von meinem damaligen Partner abhängig und das hatte fatale Folgen für mich...


Doch damit du meine Geschichte besser begreifen kannst, möchte ich dir ein paar Dinge über mich erzählen. 


Ich bin ausgelernte Industriekauffrau und konnte 2 Jahre nach meiner Ausbildung als kaufmännische Sachbearbeiterin im Büro arbeiten. Diese Arbeit erfüllt mich mit wenig Freude und das Betriebsklima war sehr unangenehm. In diesem Zeitraum hatte ich stark mit Mobbing und Depressionen auf der Arbeit zu kämpfen. Als die Pandemie losging, befand ich mich noch in der Probezeit, denn nach 4 1/2 Jahren faste ich mir den Mut, meinen Ausbildungsbetrieb zu verlassen und fand eine Stelle woanders. Durch die Pandemie wurde ich leider kurz vor Ende der Probezeit gekündigt und ich muss gestehen, ich hatte dadurch mit starken Selbstzweifeln und Depressionen zu kämpfen gehabt. Gleichzeitig entwickelte sich ab dem Moment durch einen schweren Schicksalsschlag in der Familie meine Beziehung mit meinem Ex in ein toxisches Chaos. Geplagt von Selbstzweifeln, Angst und Ratlosigkeit entschied ich mich, eine neue berufliche Richtung einzuschlagen. Ich wollte mehr aus mir machen, also entschied ich mich zu studieren, nur bedauerlicherweise fehlte mir das Abitur das ich dann während der Pandemie nachholte.

Wer bereits eine Ausbildung abgeschlossen hat und in NRW lebt, hat die Möglichkeit für sein Abitur Bafög zu beantragen, was NICHT zurückgezahlt werden muss. Das wissen tatsächlich nicht viele. Diese Regel weicht ungünstiger Weise von den jeweiligen Bundesländern ab, also informiere dich gut, wenn du diesen Weg einschlägst. Die Zeit in der ich mein Abitur machte war eigentlich sehr angenehm, da ich finanziell abgesichert war (durch das Einkommen von meinem Ex und dem Bafög). Zudem hatte ich viel Freizeit. 


Im Frühjahr 2023 beendete ich mein Abitur und im Sommer 2023 traf ich die Entscheidung mich von meinem Ex zu trennen. Mir war zu dem Zeitpunkt bewusst, dass ich es nicht besonders einfach haben werde, da mein Ex mit seinem Einkommen und Vermögen uns beide versorgt hatte und mir sein Einkommen selbstverständlich nach der Trennung entfallen ist. 
Somit lebte ich einige Monate von Bürgergeld, bis mein Studium am 01.10.2023 losging. Ich nutzte die Zeit, um meine alte Wohnung zu kündigen und mein neues Zuhause zu finden. Während der Suche lebte ich bei meinen Eltern, doch mit meinen beiden Hauskatzen und deren Hund war es für uns alle nicht einfach. Zum 01.10.2023 fand ich ENDLICH meine Wohnung in Elternnähe. Im Oktober musste ich leider doppelte Miete zahlen, also für meine alte und neue Wohnung (bedingt durch die Kündigungsfrist). Meinen ersten Monat konnte ich mit meinem ersparten Geld zahlen. Doch ab November hatte ich kein Geld mehr bis einschl. Januar, denn mein BAföG-Antrag zog sich in die Länge. Ohne die Unterstützung meiner Eltern und Großeltern hätte ich meine Wohnung nicht finanzieren können. Sie zahlten im Wechsel meine Miete und ich konnte jeden Tag bei Ihnen essen. Doch auch für sie waren diese zusätzlichen Kosten sehr belastend. Januar 2024 bekam ich ENDLICH mein BAföG-Bescheid, doch anders als erhofft standen mir nur 200 € zur Verfügung.

Eigentlich hatte ich im Frühjahr 2023 vom BAföG-Amt vorher ausrechnen lassen, ob ich Anspruch auf BAföG habe. Zudem Zeitpunkt hätte ich die vollen 900 € bekommen. Doch ich habe nicht mitbekommen, dass sich am 01.07.2023 die BAföG-Bestimmungen geändert haben, sodass ich keinen Anspruch mehr auf die volle Summe hatte.

Nun musste ich während meiner ersten Prüfungsphase schnell auf Jobsuche gehen und ich kann euch eins sagen, ein Job zu finden, der mit meinem Stundenplan zusammenpasst, war für mich leider unmöglich. Ich arbeitete zwischendurch als Vertretungslehrerin, um etwas nebenbei zu verdienen, doch das Geld blieb weiterhin knapp. Ich musste Anfang 2024 mit starken Existenzängsten zurechtkommen und meinem Gewissen, dass ich meine Familie belaste und das raubte mir wochenlang den Schlaf. Ich bin zwar glücklicher, weil ich mein Privatleben komplett neu aufstellen konnte, aber der finanzielle Aspekt beunruhigte mich monatelang.

Mit dem Wissensstand, dass ich in diesen Verhältnissen noch weiter 5 Jahre studieren und für mich selbst auskommen muss, traf ich nach nur einem Jahr die Entscheidung, mein Studium abzubrechen. Ich konnte einfach nicht mehr die Last für mich tragen und wollte meine Familie nicht weiter einschränken. Ich bin ihnen unendlich dankbar für ihre Unterstützung, aber musste akzeptieren, dass dieser Weg in meiner jetzigen Lebenslage nicht möglich ist. Von April bis zum 01.07. war ich wieder auf Arbeitssuche und es war nicht einfach, etwas zu finden, da wenig Verständnis für meine berufliche und private Situation entgegenkam. Viele sahen nur meinen Lebenslauf und der sah durch das abgebrochene Studium und meine vier jahrelange Büro Pause nicht besonders gut aus.

Ich fand am 01.07. eine Firma, in der meine persönliche Situation Gehör fand und in der das Arbeitsklima überdurchschnittlich gut ist.

Ich bin glücklich und habe endlich ein geregeltes Einkommen. Nun kann ich sparen und meine Schulden begleichen.

Ich konnte viel zum Thema Geldsparen lernen und möchte dir gerne meine Tipps und Tricks in den kommenden Wochen näher bringen. Ich habe großes Glück, dass meine Situation nur ein Jahr angehalten hat und dass ich viel Unterstützung bekommen habe; viele haben dieses Glück nicht. Doch auch für mich war es ein harter Kampf, vor allem gegen mich selbst.

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Kommentare

lisa-marie
Vor 8 Monate

Sehr schöner und wichtiger Beitrag. Mich würde weiterhin interessieren wie deine Sicht sich zum Thema Geldsparen etc geändert hat und welche Tipps du für und hast:)

Tinchen
Vor 8 Monate

Hallo Lisa-Marie,
meine Perspektive zu Geld habe ich ein bisschen in meinem neuen Beitrag veröffentlicht. Die ersten Sparmaßnahmen folgen diese Woche. LG Tinchen

Dana
Vor 8 Monate

Danke das du uns deine Geschichte und Erfahrung mitteilst, ist bestimmt nicht einfach gewesen das zu offenbaren. Ich freue mich für dich das du ein Weg für dich gefunden hast und das du auch durch den Minimalismus zu dir gefunden hast. Ich würde mich über deine Spartipps freuen ☺️ und auf weitere What I eat Videos und Vlogs

Tinchen
Vor 8 Monate

Liebe Dana, ich danke dir sehr für deinen lieben Kommentar! Ja es ist definitiv nicht einfach gewesen und ich hatte auch etwas Sorge wie meine Geschichte ankommen würde.. Ich glaube es gibt viele Menschen denen es so geht wie es einst bei mir war und deswegen hoffe ich, dass ich anderen helfen kann! LG Tinchen

Kiana
Vor 6 Monate

Liebes Tienchen,
deine Videos auf YouTube schaue ich mir schon etwas länger an und nun habe ich auch endlich die Zeit mir deinen Blog anzusehen.
Ich freue mich, dich und den Weg den du gegangen bist noch besser kenenzulernen.

Lea
Vor 5 Monate

Danke dass du deine Geschichte geteilt hast, es hat mich ermutigt, einige Dinge bei mir zu ändern. Schön, dass du nun eine Arbeit hast, bei der du glücklich bist. Davon abgesehen ist es traurig, dass man in Deutschland offensichtlich nicht studieren kann, ohne finanziellen Hintergrund (wäre bei mir ähnlich gewesen, meine Eltern haben auf dem Papier zu viel Vermögen, als dass ich BaföG-berechtigt gewesen wäre aber in der Realität hätten sie es nicht nicht leisten können, mich zu unterstützen.) alles Liebe für dich.